Wie lebten die Menschen im „finsteren Mittelalter“? Welche Werte, welche Bedingungen, welche Umstände prägten ihr Leben? Die siebten Klassen des Deutschhaus-Gymnasiums in Würzburg konnten bei ihrem Mittelalterprojekt Licht in die Finsternis bringen. Das Projekt „war wie eine Zeitreise für uns alle“, fasst Ajla aus der 7d ihre Eindrücke zusammen.

Fast ein halbes Jahr lang, angefangen im September 2019, werkelten vier Klassen jeden Donnerstagnachmittag für die Dauer zweier Schulstunden an zwei selbst gewählten Lernaufgaben. Zur Wahl standen zahlreiche Arbeitsvorschläge rund um Ritter, Mönche, Frauen und Künstler mit viel Spielraum zur eigenen Gestaltung. 

Entsprechend bunt und vielfältig waren die Ergebnisse, die die Schülerinnen und Schüler ihren Eltern und anderen Interessierten am Präsentationsnachmittag vorführen konnten. In den liebevoll dekorierten Klassenzimmern konnte man selbst gemalte Wappen und Wandteppiche bewundern; es wurden Festtafeln und Kräuterapotheken aufgebaut und Stop-Motion-Filme und Reportagen zu mittelalterlichen Sagen vorgeführt. Selbst gebaute Klostermodelle und farbenfrohe Schilde waren zu betrachten und eine muntere Gauklertruppe läutete mit Musik und Jonglage den Nachmittag ein.

Die Schülerinnen und Schüler präsentierten und erklärten den Besuchern stolz ihre Exponate, die sie eigenständig, oft in Gruppenarbeit, gestaltet hatten.

„Ich fand es gut, dass wir selbst aussuchen konnten, welche Aufgaben wir machen und mit wem wir arbeiten“, erklärt Lena aus der 7d.  

Die Lehrkräfte standen als Begleiter zur Verfügung, zum einen für fachliche Fragen, zum anderen, um mit den Schülern ihren Lernprozess zu besprechen. Selbständig arbeiten zu lernen, sei zentraler Bestandteil der Projekt-Konzeption, unterstrich Geschichtelehrer Carsten Dutz bei der Eröffnung des Präsentationsnachmittages. Er betonte die Bedeutung dieser Fähigkeit für die Schul- und Berufslaufbahn. Nach Abschluss des Projektes bekommen alle Schüler von den Lehrkräften schriftlich Rückmeldung über ihr Arbeitsverhalten und ihre Ergebnisse. Damit stellt das Mittelalterprojekt einen wichtigen Baustein im pädagogischen Konzept der Schule dar: Eigenverantwortung fördern!

Text: Alice Anders
Foto: Michael Pietschmann

Exkursion der 9. Klassen zum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg


Am 13. Mai führten alle 9. Klassen des Deutschhaus-Gymnasiums eine Exkursion zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Südosten der Stadt Nürnberg durch. Hier fanden von 1933-1938 Großveranstaltungen der NSDAP statt, zu denen bis zu zwei Millionen. Deutsche aus allen Teilen des Reichs jährlich anreisten.
Zunächst informierten sich die Schülerinnen und Schüler, unterstützt durch Audioguides, selbstständig für ca. 90 Minuten im Reichsparteitags-Museum.
Danach fand ein Rundgang geführter Gruppen über das heute ca. 16,5 km2 große Reichsparteitagsgelände zu ausgewählten Stationen statt. Dabei konnten die Schüler einige interessante und überraschende Erfahrungen zur NS-Geschichte hinzugewinnen, die wir später am Deutschhaus-Gymnasium aufzuarbeiten versuchten:

Propaganda in Nürnberg - die Bauten der totalen Machtdemonstration der Nationalsozialisten

Nach meinem Besuch auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, erscheinen mir die Propaganda-Pläne und die Machtdemonstration Hitlers und der dazugehörigen Parteien und Vereine (SS, NS, NSDAP,…) in einem noch kritischeren Licht als zuvor.
Das geplante Reichsparteitagsgelände sollte nach Plänen Hitlers sechsmal so groß sein wie die Altstadt Nürnbergs, sprich 11 Quadratkilometer. Dies kannte ich zuvor nur aus Bildern und anderen Darstellungen. Sieht man den heutigen Zustand vor Ort, so wird einem erst die verführerische Faszinationskraft klar, die diese Anlage auf die Deutschen der Hitler-Zeit ausgeübt haben muss. Ich habe vorher noch nie so etwas Gigantisches gesehen!
Doch wieso mein kritischer Blick auf das ganze architektonische Wunder? Spätestens bei der Erklärung über Betrieb und Nutzung der riesigen Anlage wurde mit klar, dass dieses Gelände aus heutiger Sicht nur rausgeschmissene Reichsmark waren und eigentlich nur die Macht Hitlers zur Geltung bringen sollte.

Als Beispiel für meine heutige Sicht nehme ich die Kongresshalle. Ursprünglich sollte diese 60 Meter hoch werden und ist meiner Schätzung nach 800-1000 Meter breit. Auf dem Kongressplatz, der nicht fertig gestellten Kongresshalle, wo Hitler seine Reden aus erhöhter Position zu über 150000 Anhängern halten wollte, wäre sein Anblick aus der Perspektive seiner Zuhörer wohl atemberaubend und eindrucksvoll gewesen. In seiner architektonisch erhöhten Rednerposition am Halleneingang fühlte er sich inmitten der Menge vermutlich als deren Gott oder Messias. In dieser Umgebung hätte er wohl versucht seine rhetorischen Fähigkeiten vollkommen auszuspielen um die Massen mitzureißen. Durch die Position Hitlers bei seinen Reden und das von oben durch riesige Dachfenster scheinende Licht wäre Hitler noch mehr in den Mittelpunkt des ganzen Szenarios gerückt und seine Machtstellung erheblich betont worden.

In diesem monumentalen und pompösen Baustil sind auch die anderen Bauvorhaben auf dem Reichsparteitagsgelände inszeniert worden, die wir auf unserem Rundgang kennen lernten. Es wurde von 1933-38 auf dem Gelände gebaut. Auf Grund des Ausbrechens des Zweiten Weltkriegs wurde das Bauvorhaben schließlich eingestellt, da die Männer der Deutschen Arbeitsfront auch für den Kampf verfügbar sein mussten.
Neben der Herkunft der Arbeitskräfte, die Tag und Nacht an der Umsetzung der übersteigerten Bauvorstellungen Hitlers arbeiten mussten, versuchte ich auch die Frage zu klären, woher denn eigentlich die Baumaterialien und das Geld für den Bau kamen. Über den Tourguide erfuhr ich, dass das Geld von der Stadt Nürnberg, dem „nationalsozialistischen“ Staat Bayern sowie von den eingenommenen Staatsgeldern der eroberten Gebiete aufgebracht wurde. Die Granit-Steine wurden „kostengünstig“ von KZ-Häftlingen aus den Steinbrüchen abgetragen. Dies hatte zur Folge, dass in dieser Zeit bevorzugt Konzentrations- oder Arbeiterlager in der Nähe von Steinbrüchen errichtet wurden. Damals entstand das Motto „Tod durch Arbeit“ oder „Folter durch Arbeit“, da die Häftlinge jüdischer Herkunft als auch politisch Verfolgte, unter unmenschlichen Bedingungen dort arbeiten mussten. So waren aus Hitlers und der Nazis Sicht die Häftlinge „doch noch zu etwas nütz...“.

Als Fazit möchte ich rückblickend feststellen, dass Hitler die Baupläne zum Nürnberger Reichsparteitagsgelände zur Chefsache erhob und diese maßgeblich gestaltete, um seine Vorstellungen von Macht darin widerzuspiegeln. Dafür war er bereit unschuldige Menschen grausam und demütigend als „Dinge“ zu benutzen.

Leonard E. (9D)

(Text: Leonard, Felix B., Flurina, Felix H. und Herr Dettmar)

Hier noch einige Impressionen von Schülerinnen und Schüler, die zeitnah zu unserer Exkursion versuchten, die in Nürnberg erfahrbare „Götzendämmerung“ in Worte zu fassen:

Mich persönlich hat die gigantische Größe des Bauwerks beeindruckt und dass die Propaganda derartig geplant und so pompös ausgeführt werden konnte.

Felix B. (9D)

Am meisten beeindruckt haben mich die Dimensionen des Geländes in Nürnberg. Alles wirkt mächtig und man selbst fühlt sich wie ein Staubkorn, wie ein Nichts. Kein Wunder, wenn man unter einem fünf Meter hohen Torbogen steht! Auch das Zeppelinfeld hat mich fasziniert, da es mir die Geschichte wirklich nahe gebracht hat, als unsere Gruppenleiterin uns ein Bild von dem landenden Zeppelin zeigte, während wir genau vor diesem riesigen Platz standen.

Flurina W. (9B)

Mir persönlich hat die Exkursion sehr gut gefallen, da das Reichparteitagsgelände im Geschichtsunterricht so explizit nicht behandelt wird, gerade die Ausstellung in der Kongresshalle und die Besichtigung des Geländes mit den Zusatzinformationen des Fremdenführers (ein schwieriger Begriff in diesem Zusammenhang) aber den gelernten Unterrichtsstoff sehr gut vertiefen.
Ich fand die Ausstellung sehr informativ - gerade die Teile, die sich mit der Stadt Nürnberg im Dritten. Reich und der Geschichte der Reichsparteitage beschäftigen - und anschaulich (vor allem die Filmsequenzen fand ich sehr passend!). Allerdings hätte ich mir mehr Zeit für den Besuch des Dokumentationszentrums gewünscht.
Auch die Führung mit einem - wie ich finde sehr kompetenten und angenehmen “Guide” - über das Reichparteitagsgelände hat mir imponiert. Sie hat erst die Ausmaße dieses größenwahnsinnigen Projekts gezeigt.
Generell lässt sich meiner Meinung nach sagen, dass es das ganze Dokumentationszentrum (Museum und Gelände) schafft, sowohl über dieses sehr schwierige Thema, Nationalsozialismus in Deutschland, zu informieren, es dennoch nicht zu verherrlichen oder in irgendeiner Weise schön zu reden, als auch den Besucher zu sensibilisieren und deutlich zu machen, dass derartiges NIE MEHR passieren darf!
Insgesamt war es ein sehr gelungener Ausflug!

Felix H. (9D)

Projekttage

Leibhaftiger Deutschordensritter am DHG - „Mittelalter mit allen Sinnen erleben“

Fächerübergreifende Projekttage in den 7.Klassen des DHG

Wissen fächerübergreifend zu vernetzen und den Schulstoff erlebbar zu machen- das will moderner Unterricht. Wie dies funktioniert,  konnten die Siebtklässler des Deutschhaus-Gymnasiums rund um das Thema Mittelalter erleben.
Vielen Älteren ist aus dem Geschichtsunterricht vergangener Zeiten zu dieser lebendigen und für Europa prägenden Epoche oft nur ein Bild geblieben: eine finstere, dunkle Zeit.  Einen facettenreicheren und tiefer greifenden Eindruck vom Leben der Menschen in diesen Jahrhunderten konnten die über 120 Schülerinnen und Schüler Anfang Januar gewinnen. Möglichkeit dazu gaben die drei fächerübergreifenden Projekttage. Seit 2010 an der Schule etabliert, bieten sie den Kindern Gelegenheit, in den Fächern Deutsch, Geschichte und Religion das Mittelalter mit allen Sinnen zu erleben.
Den Auftakt der Projektphase bildete der „Einfall“ des Würzburger Greifenpacks an der Schule. Die Mittelaltergruppe um Tobias Baus führte den 7. Klassen im Forum der Schule eindrucksvoll den Weg vom Mönch zum Deutschordensritter vor Augen.

Nils fordert Tobias Baus vom Greifenpack heraus

Sämtliche Ausrüstungsgegenstände und Bekleidung des Ritters kamen zur Sprache. Mutige Zuhörer konnten sogar in ein Kettenhemd schlüpfen oder Ritter Baus mit dem Streitkolben gegenüber treten. „Wahnsinn, ich hätte nie gedacht, wie schwer so ein Kettenhemd tatsächlich ist!“, meinte Gregor (12 Jahre). Auch die anderen Schüler waren von der Aktion begeistert, besonders als der Schwertkampf als krönender Abschluss folgte. „Toll, welche Action uns geboten wird!“, sagte Bianca (12 Jahre).
Im Klassenzimmer erarbeiteten die Schüler dann in Kleingruppen –selbsttätig in einem Lernzirkel- zahlreiche Themenbereiche, z.B.: Burgen und Festungsanlagen, Rittertum, Minnesang, Kleidung und Nahrung und vieles mehr. Selbstverständlich regten auch Kreativaufgaben wie die Gestaltung eines ritterlichen Klassenwappens oder die Erstellung eines mittelalterlichen Modemagazins die Kreativität und Fantasie der Kinder an.

Begeisterte Vertreter der mittelalterlichen Stände

Der folgende Tag stellte das Erleben des erarbeiteten Wissens in den Vordergrund. Auf der Festung Marienberg, dem bedeutendsten Ort des mittelalterlichen Lebens in Würzburg, durchliefen die Schüler fünf verschiedene, völlig neu konzipierte Lernmodule zum Thema Mittelalter. Diese wurden von den Museumspädagogen um Veronika Genslein in Kooperation mit der Koordinatorin „Schule und Museum“, Alexandra Neuberger, erstellt. Das vom Kultusministerium initiierte und geförderte Projekt hilft Museen dabei, ihre Angebote für Schulklassen modern und ansprechend zu gestalten und die aktuellen Lehrplaninhalte aufzunehmen. Bei der Konzeption der neuen Einheit am Mainfränkischen Museum wurde sowohl auf das Lernen mit allen Sinnen sowie der Eigentätigkeit der Schüler, aber auch auf die historische Korrektheit der Präsentation der mittelalterlichen Welt Wert gelegt: Die Schüler konnten sich unter anderem historische Kostüme überziehen, in eine Rolle schlüpfen und dann die Ständepyramide der Zeit nachstellen. In der Nachzeichnung des bekannten „Würzburger Gnadenstuhls“ mit Hilfe eines Bilddiktats waren Teamarbeit, genaue Beobachtungsgabe  und künstlerisches Talent gefragt.

Auf geht’s zu den Spuren des Mittelalters auf der FestungMit Entdeckerblättern erkundeten die Klassen das Festungsgelände und lernten unter anderem an den steinernen Wappen der bedeutendsten Würzburger Fürstbischöfe etwas über deren persönliche Geschichte. Wie man sich im Mittelalter ernährte, wurde von den Jugendlichen an einer weiteren Station heiß diskutiert. Denn dort standen typische Lebensmittel dieser Epoche aber auch Produkte, die bei uns heute täglich auf dem Tisch stehen, damals aber unbekannt waren, bereit. Die Aufgabe war es, diese Lebensmittel richtig zuzuordnen. So erstaunte es den einen oder anderen Schüler, dass ein Ritter auf Pommes mit Ketchup verzichten musste, denn weder Kartoffeln noch Tomaten waren im mittelalterlichen Europa bekannt.
Den Abschluss bildete ein weiterer Arbeitstag an der Schule mit dem Lernzirkel, an dessen Ende die Abgabe einer Präsentationsmappe mit den gesammelten Arbeitsergebnissen sowie die Vorführung der kreativen Aufgabenstellungen standen.
 
Text: Carsten Dutz, Alexandra Neuberger
Fotos: Steffen Lampert, Alexandra Neuberger
 
Hinweis:
Einen Bericht aus der Mainpost sowie einen Kurzbeitrag auf TV Touring finden Sie unter folgenden Links:
http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Der-andere-Mittelalter-Unterricht;art736,8516712
http://www.tvtouring.de/mediathek/video/lebendiges-mittelalter/