---- Seite im Aufbau! ----

 

Kooperation mit der Fachschule Laimburg

Neukonzeption der Sommerakademie

Im Rahmen der Begabtenförderung kooperiert das Deutschhaus-Gymnasium (DHG) seit mehr als einem Jahrzehnt mit Bildungseinrichtungen in Südtirol. So kam es immer wieder zu wechselseitigen Hospitationen und Austausch von Referent*innen in beiden Ländern, aber auch zu Kooperationen im Bereich der Sommerakademie für besonders begabte und motivierte Schülerinnen und Schüler in den höheren Klassen der Mittelstufe. Nach den Einschränkungen durch die Pandemie sollte die herkömmliche Sommerakademie der Akademie Rechtenthal für diese Zielgruppe in Südtirol Sparzwängen zum Opfer fallen.

Das Deutschhaus-Gymnasium ergriff die Initiative und warb, unterstützt von externen Partnern, für eine Neukonzeption der Sommerakademie. Dabei übernahm das Deutschhaus-Gymnasium mit Unterstützung von europafels als konzeptionellem und organisatorischem Unterstützer eine führende Rolle.  Als schulischer Partner wurde die Fachschule Laimburg gewonnen, die bereits in einem Projekt von europafels als „externer Partner“ in einem Erasmus-Projekt gemeinsam mit dem Deutschhaus- und dem Friedrich-Koenig-Gymnasium (FKG) einen elektronischen Bienenkasten entwickelt und erprobt hat. Die Begabtenförderung mit dieser innovativen Schule weiter zu entwickeln bot sich somit an.

In der Neukonzeption wurden drei Workshops entwickelt. Je ein Workshop wurde personell von deutscher Seite vom DHG und vom FKG, sowie von italienischer Seite personell und finanziell eingebracht. Aus dem Landeshaushalt in Südtirol wurde weiter ein Sozialpädagoge für die Freizeitbetreuung und das Rahmenprogramm gefördert. Für die Unterstützung danken wir Frau Siglinde Doblander, die mit ihrer jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet unterstützt hat.

Das Begabtenfördermodell des DHG mit der Bildung von Modellklassen unterscheidet sich grundsätzlich vom italienischen Inklusionsmodell. Die Kooperation mit dem italienischen Schulwesen eröffnet aber einen besonders wertvollen Erfahrungsaustausch für den Auftrag des Deutschhaus-Gymnasiums, für Hochbegabte entwickelte Methoden in die Regelklassen zu übertragen.

Aus diesem Grund wurde für die Sommerakademie keine Teilnehmer aus einer Modellklasse für Hochbegabte oder der naturwissenschaftlichen Klasse des FKG ausgewählt, sondern vor allem gymnasiale Regelschüler. Diese dem deutschen Schulwesen eigene Differenzierung bedeutet immer noch eine relative Selektion als Kontrast zum schulischen Begabungsförderkonzept in Italien, wo die allgemeine Hochschulreife auch außerhalb allgemeinbildender Schulen vermittelt wird. Das hat dort zur Folge, dass sich gut Begabte auch an beruflich orientierten Schulen finden.

Inhaltlich konzentrierte sich das Projekt auf den künstlerischen Bereich. Dafür waren zwei Überlegungen maßgeblich: Die vorherigen Belastungen durch die Pandemie und den Distanzunterricht ließen künstlerisch-praktische Kompetenzen nicht den nötigen Raum. Der gewählte Themenbereich bietet darüber hinaus besondere Möglichkeiten, im Rahmen des Enrichment-Programms der Begabtenförderung in den Modellklassen entwickelte Methoden in die Breite von Regelklassen jeder Art einzubringen.

Gewählt wurden drei konkrete Themen, und zwar

von deutscher Seite:
1.1."Digitalfotografie ermöglicht uns nicht nur, Erinnerungen festzuhalten, sondern auch, welche zu kreieren."(DHG, eigene Lehrkräfte).
1.2. TexTales – Erzählungen aus Stoff (Lehrkräfte der Nachbarschule FKG aus dem Netzwerk).

von italienischer Seite:

2. "Make your own MUSIC VIDEO"

Umsetzung:

In den Workshops arbeiten die Schülerinnen stets aus beiden Nationen zusammen. Das relative Übergewicht der eigenen Gruppe wird gesehen.

Die Begegnung von Jugendlichen verschiedener Länder mit dem gleichen sprachlichen Hintergrund, aber mit unterschiedlicher Sozialisation, führt sehr leicht zu interkulturellen Missverständnissen. Daher werden die Schüler aus beiden deutschen Schulen im Deutschhaus-Gymnasium von europafels in Präsenzveranstaltung auf diese Begegnung landeskundlich vorbereitet. Um die Prozesse in den Familien zu verankern, werden die Eltern dazu in die Schule eingeladen.

Die gemeinsame Unterbringung der Schüler*innen aus beiden Nationen im Internat der Schule in Italien schafft den notwendigen Rahmen, um über die Arbeit in den Workshops hinaus mit Betreuung durch den Sozialpädagogen gemeinschaftliche Erlebnisse und Erfahrungen zu ermöglichen. Dazu gehört eine Exkursion zum Lehrbienenstand der italienischen Schule in einem Nachbarort, wo ein in allen drei Schulen stehender, aus einem Erasmus-Projekt entwickelter elektronischer Bienenstand von einer erprobten Partnerschaft zeugt.

In einer Abschlusspräsentation am Freitag sind die Angehörigen der Schüle*innen eingeladen. Da dies für Familien aus Deutschland einen erheblichen Aufwand bedeutet, repräsentiert ein Vertreter von europafels die Elternschaft der Deutschen.

Text: N. Baur

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die .weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

Aktuelles

Glaziologiecamp in Südtirol

In diesem Schuljahr bestand für je fünf Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Koenig-Gymnasiums und des Deutschhaus-Gymnasiums Würzburg die erstmalige Möglichkeit, an der 13. Ausgabe eines Glaziologiecamps in Südtirol im Zeitraum vom 18. bis 23. September teilzunehmen. Dort fand ein Austausch mit zwölf weiteren Schülerinnen und Schülern aus Südtirol statt und einheimische Referentinnen und Referenten vermittelten Informationen über den Naturraum Alpen mit besonderem Fokus auf Biologie, Glazialmorphologie und Geologie. Dieses einzigartige Projekt entstand in Zusammenarbeit mit europafels e.V., Erasmus+ und der deutschen und ladinischen Bildungsdirektion Südtirols.

 

Am Morgen des 18.09.2023 machten wir uns mit dem Bus auf den Weg nach Südtirol zum Glaziologiecamp. An der Franzenshöhe, einem Berghotel an der Passstraße zum Stilfser Joch, angekommen, begaben wir uns auf eine kleine Wanderung, um einen ersten Blick auf das nur wenige hundert Meter entfernte Gletschervorfeld zu werfen. Leider war uns der Blick auf den Ortler, den höchsten Berg Südtirols, noch verwehrt. Dieser eröffnete sich dann aber grandios am nächsten Morgen.

 

In den Dienstag starteten wir mit einem inhaltlichen Einstieg zum Thema alpine Gletscher. Am Vormittag trafen dann die Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler aus Südtirol ein. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde starteten wir am Nachmittag direkt mit dem ersten Programmpunkt, einer Wanderung am Stilfser Joch. Der Geologe Christian Aspmair erklärte uns im Gelände die Besonderheiten der Landschaft und gab uns einen Einblick in die Historie der Region rund um das Stilfser Joch und den Ortler. Auf der Abstiegswanderung zur Franzenshöhe lernten wir etwas über Blockgletscher im alpinen Permafrost, die Klimageschichte der Alpen, die Einflüsse des 1.Weltkriegs, beispielsweise an den Relikten von Bauten aus dieser Zeit, und über die verschiedenen Gesteinsarten der beiden Talseiten, die aus Sedimentgesteinen bzw. metamorphen Gestein bestehen und so verschiedene Lebensbedingungen für Flora und Fauna schaffen. Den Abend ließen wir mit Aktivitäten zum gegenseitigen Kennenlernen ausklingen.

Das Tagesthema am Mittwoch war das Gletschervorfeld, in das wir uns am Vormittag mit verschiedenen Forscheraufträgen in Kleingruppen begaben, um Untersuchungen zur Geologie und Botanik des Gletschervorfeldes durchzuführen. Dabei ging es um die verschiedenen Gesteinsarten und deren Herkunft und die Formung der Landschaft des Vorfeldes durch fluviale, glaziale und glaziofluviale Erosion. Weitere Gruppen bestimmten das Vorkommen der verschiedenen Pflanzenarten (z.B. Pionierpflanzen), die sich im und um das Gletschervorfeld nach und nach ansiedeln. Jede Gruppe präsentierte am Nachmittag ihre Ergebnisse zu den verschiedenen Unterthemen. Am Abend erfuhren wir von Giuliano Bertagna in einer Videokonferenz über ein Forschungsprojekt zur Gletscherbohrung auf einem Gletscherplateau in der Provinz Tibet in China. Dort bohrte ein Forscherteam der Ohio State University in Kooperation mit chinesischen Experten bis zu 300 Meter tief ins Eis, um mit Hilfe der gewonnenen Eisbohrkerne das älteste Eis der mittleren Breiten zu finden und Schlüsse zu Klimaeinflüssen zu ziehen.

Das Highlight des Camps war für alle die Gletscherwanderung am Donnerstag. Wir fuhren von Sulden mit der Seilbahn auf die Bergstation Madritsch, um von dort aus mit den Bergführern die Suldenspitze (3376m) zu erklimmen. Eingespannt in Seilschaften und auf Steigeisen machten wir uns auf den Weg den Gletscher hinauf. Die Bergführer erklärten ausführlich, wie man sich auf dem Eis bewegt, erzählten uns über die Geschichte des Gletschers, dessen immer schneller voranschreitendes Abschmelzen und von ihren eigenen Erlebnissen ihrer zahlreichen Gletscherbegehungen. Die atemberaubende Gletscherlandschaft hat bei allen Teilnehmenden unvergessliche Erinnerungen geschaffen. Das anspruchsvolle Gelände und die große Höhe brachten uns sowohl körperlich als auch mental an unsere Grenzen, sodass wir den Abend gemütlich mit Gesellschaftsspielen ausklingen ließen.

Freitag war der Thementag Ökologie, an dem uns der Referent für Ökologie, Lukas Neuwirth, besuchte, der uns über Lebensräume im Hochgebirge und Schutzmaßnahmen für die Natur berichtete. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung des Vortrags erhielten wir ein breitgefächertes Basiswissen zu Themen wie Baumaßnahmen in Naturschutzgebieten, Schutz und Identifizierung von Lebensräumen geschützter Arten und der Wichtigkeit der engen Zusammenhänge im Ökosystem der Alpen. Am Nachmittag hatten wir die Aufgabe, anhand eines Fallbeispiels den Bau einer Seilbahn auf das Stilfser Joch zu bewerten und konnten uns in die Komplexität der Thematik ‘Raubtier Wolf und der Umgang mit ihm’ hineinversetzen. Nach dem Abendessen erhielten wir von Paolo Gabrieli, einem Gletscher- und Weltraumforscher, Einblick in Forschungsprojekte im Eis auf dem Mond, dem Mars und dem Saturn, sowie in verschiedenen Gletscherregionen der Erde, unter anderem dem Ortler.

Am Samstag, nach einer kulturell und fachlich bildenden Woche, während nicht nur die Vermittlung von Fachwissen im Vordergrund stand, sondern auch der kulturelle Austausch nicht zu kurz kam, begaben wir uns, nachdem wir uns von unseren Südtiroler Freundinnen und Freunden verabschiedet hatten, auf den Heimweg nach Würzburg.

Wir bedanken uns bei europafels e.V., Erasmus+ und den genannten Bildungsdirektionen Südtirols für die einmalige Möglichkeit, diese sehr lehrreiche und informative Woche erleben zu dürfen. Gerade in Zeiten, in denen auf unserem Kontinent Krieg herrscht, ist es überaus wichtig, den Zusammenhalt und Austausch verschiedener Länder und vor allem der Jugend dieser Länder zu stärken. Ein weiterer Dank geht an die Referentinnen und Referenten und Lehrpersonen, welche uns die Woche über unterstützt und für unsere Sicherheit in gefährlichem Gelände, wie dem Gletscher, gesorgt haben.

Text & Fotos: Ein gemeinsamer Bericht aller teilnehmenden Schülerinnen und Schüler des DHG & FKG
Gruppenfoto: C. Aspmair
Fotos 1-6: K. Nietzold