Lego-Projekt - Klasse trotz(t) der Schulschließung

Wie kann man Schülerinnen und Schüler sogar in den Ferien für die Schule begeistern? Wie stärkt man die Klassengemeinschaft während des Lockdowns? Und wie fördert man Teamgeist und Kreativität der Kinder, die sich nicht in der Schule treffen können? Anders gefragt: Wie bringt Kinder zum Staunen? In der Klasse 6c ging das ganz einfach: nämlich mit Legosteinen!

Orientiert an der Lego® Serious Play®-Methode, die eigentlich zur Konflikt- und Problemlösung für Firmenmitarbeiter eingesetzt wird, lernten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6c die vier Phasen einer „Challenge“ in einer ersten Videokonferenz kennen. Mit einem Päckchen Legosteinen (das war natürlich vor dem Lockdown ausgegeben worden!) erhielten die einzelnen Gruppen eine Aufgabe: Sie mussten in einer vorgegebenen Zeit einen Plan für – jeweils unterschiedliche - figürliche Modelle entwickeln und diese bauen. Dann stellten die Schülerinnen und Schüler ihr Bauwerk vor. Zum Abschluss kam jeder noch einmal zu Wort, lobte das Besondere der anderen Modelle oder erläuterte, was besonders beeindruckend war.

Und beeindruckend waren die Ergebnisse allemal: Schließlich mussten die Schülerinnen und Schüler die recht einfachen Steine metaphorisch nutzen: So konnte ein quadratischer roter Stein eine Kirsche sein – aber auch ein Feuerwehrauto. Entsprechend unterschiedlich waren die Ergebnisse: Während einer besonderen Wert auf Flügel beim Bau einer Ente legte, war es der anderen wichtig, dass ihre Ente einen möglichst charakteristischen Schnabel hatte. Der vorgegebene Ablauf der Challenge sah vor, dass die Schülerinnen und Schüler noch Zeit fanden, die Bedeutung „ihr“ Modell den anderen zu erklären. die virtuelle Begegnung und der feste zeitliche Rahmen sorgten dafür, dass auch zurückhaltende Kindern stärker von den Mitschülerinnen und -schülern wahrgenommen wurden. 

In der zweiten Sitzung konnten dann mit den wenigen, einfachen Legosteinen ganze Geschichten erzählt werden. Diese „Story Telling“-Challenge hatte den Traumurlaub der Kinder zum Thema: Paulina etwa träumte sich mit Legosteinen nach Harry Potters Hogwarts und baute ein kleines Schloss mit Türmen. Sie erzählte, dass sie gerne eine Schule in England besuchen würde. Zelal präsentierte via Bildschirmkamera ein Kreuzfahrtschiff mit Sonnendeck. Und Luis kreierte einen Wasserskifahrer, indem er zwei Lego-Fahnenmaste zu Skistöcken umfunktionierte. Viele Ideen regten zum Austausch an: Ähnliche Erlebnisse wurden in den Wortbeiträgen der abschließenden Reflexionsphase gespiegelt – oder eben auch eigene Sehnsüchte und Wünsche ausgetauscht.

Der Höhepunkt der Challenge verlangte die kreative Zusammenführung der Einzelmodelle zu einem Ganzen – wenn auch nur virtuell. Insgesamt war das Projekt ein voller Erfolg: die Kinder waren – auch in den Ferien – gerne und mit Feuereifer bei der Sache. Und der vielfältige pädagogische und soziale Nutzwert liegt auf der Hand: Individuelle Kreativität wurde ebenso gefördert, wie der soziale Zusammenhalt und d3er Teamgedanke. Schwächen und Stärken der Kinder führten in der Summe immer zu weniger Schwächen und mehr gemeinsamen Stärken. und die moderierte Konzeption des Projekts sorgte dafür, dass alle zu Wort kamen und niemand zurückgelassen wurde. Und – ganz nebenbei – wurden auch noch die informationstechnischen Kompetenzen der Schülerinne und Schüler verbessert, ganz spielerisch eben.

Text und Fotos: P. Kuhn-Bader